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ANTI-ANTISEMITISCH

​Antisemitismus hat viele Gesichter. Er äußert sich als Verschwörungstheorie, vulgärer Antikapitalismus, als genozidale Vernichtungsfantasie rechtsextremer Prägung. Das antisemitische Ressentiment ist paradox: Antisemit*innen degradieren jüdische Menschen einerseits zu Angehörigen einer defizitären Kultur oder rassifizierter Menschengruppe, schreiben ihnen andererseits aber die Fähigkeit zu, fortgesetzt Weltverschwörungen anzuzetteln, die »Volksgemeinschaft« zu zersetzen und/oder das »globale Finanzkapital« zu kontrollieren.

Im Laufe seiner über zweitausendjährigen Geschichte haben sich die Parameter des Antisemitismus immer wieder verschoben, sein mörderischer Kern blieb davon aber unberührt. Angefangen beim christlichen Antijudaismus über die Konsolidierung des modernen rassistischen Antisemitismus im 19. Jahrhundert bis hin zum eliminatorischen Antisemitismus der Nazis und dem Zivilisationsbruch der Shoah. Antisemtismus ist ein irreduzibler Teil der europäischen und namentlich auch der österreichischen Geschichte, und er dauert an.

Der Antisemitismusbericht 2022 zeigt deutlich auf, dass ein großer Teil der österreichischen Bevölkerung denken jüdische Menschen würden Vorteile ziehen Opfer des Nationalsozialismus gewesen zu sein, verharmlosen die Shoa oder sprechen jüdische Menschen großen Einfluss in der Wirtschafts zu. Das darin dokumentierte Gewaltspektrum, das von Vandalismus über Hassbotschaften im Internet bis hin zu tätlichen Angriffen reicht, beweist, dass der Antisemitismus nichts von seiner ideologischen Zugkraft - und praktischen Gefährlichkeit - eingebüßt hat. So ist Antisemitismus auch auf universitärer Ebene überall zu finden: von den wöchentlichen Burschiaufmärschen Mittwoch Vormittag, antisemitische “Witze” und Memes von Lehrveranstaltungsleitung und in Whatsapp Gruppen sowie verschwörungstheoretische und rechtsextreme Gruppen um Lehrende wie den kürzlich pensionierten außerordentlichen Professor Lothar Höbelt.

Diesem Wahn, wie immer er sich manifestiert, entschieden entgegenzutreten, das heißt für uns: gegen jeden Antisemitismus zu sein.

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