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BASISDEMOKRATISCH

 

Wir wollen jeder Person Raum geben, sich im Rahmen unserer Grundsätze an der IG Geschichte zu beteiligen. Deswegen können alle Studierenden an Diskussions- und Entscheidungsprozessen im wöchentlichen Plenum teilnehmen. Wir fällen unsere Entscheidungen im Konsens. Es wird nicht nach dem Mehrheitsprinzip abgestimmt, sondern ein Thema diskutiert, bis ein für jede*n tragfähiger Beschluss erarbeitet ist. Dadurch wird garantiert, dass Meinungen aller am Plenum Teilnehmenden berücksichtigt werden. Wir wollen einen Raum frei von hierarchischen Machtstrukturen schaffen, um zu ermöglichen, auch etablierte Strukturen außerhalb der IG Geschichte und unsere eigenen Funktionen innerhalb dieser zu hinterfragen.

So wie unser Anspruch, dass bereits einmal durch die ÖH Wahl legitimierte Studienvertreter*innen nicht wieder für die IG Geschichte zur Wahl antreten, stellt auch unser Grundsatz zur Basisdemokratie, als Grundlage jeglicher mehrstimmiger Ausverhandlung, einen Mechanismus zur Verhinderung von Machtakkumulation dar. Wie schon Rosa Luxemburg sehen wir in Organisationen, die fortlaufend durch Wahl- und Ernennungsämter strukturiert werden, eine Gefahr zur Verfestigung jener gesellschaftlichen Ungleichheiten, die wir zu bekämpfen suchen.

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Unsere Plena finden immer in unserem Kommunikationsraum statt (KoRa)

Jeder Person, die durch eine Gruppe mit Verantwortung und Entscheidungskompetenz nach eigenem Ermessen ermächtigt wird, muss diese Macht jederzeit wieder entzogen werden können. Auf die „Spontaneität“ der Gruppe, wie Luxemburg es nennt, soll also nicht nur jederzeit in Bezug auf umstrittene Inhalte reagiert werden können, wobei im Idealfall die direkte Teilnahme am Willensbildungsprozess eine deutliche Abbildung des Gemeinwillens nach sich zieht, sondern durch Delegitimierung auch die jederzeit mögliche Neuanordnung von Machtstrukturen.[1]

 

Uns ist bewusst, dass durch Faktoren wie Zeit, Durchhaltevermögen und Seniorität Hürden für eine direkte Teilnahme entstehen können und sich auch in basisdemokratischen Gruppen hierarchische Strukturen entwickeln können. Dabei besteht besonders die Gefahr, dass die Gruppe, aus Bequemlichkeit oder Erschöpfung, die Verfestigung von steilen Wissensstrukturen stillschweigend abnickt. Durch eine aktive Inkludierung von neuen Studierenden, auch mit dem Ziel, Wissen weiterzugeben und einen Austausch von Personen in Gremien zu bewerkstelligen, versuchen wir dem entgegenzuwirken.  

 

Dennoch sind wir der Ansicht, dass unsere Grundsätze den Minimalkonsens darstellen müssen, um allen gleichermaßen die Teilnahme am basisdemokratischen Partizipationsprozess zu ermöglichen. Dennoch liegt die grundsätzliche Schwierigkeit immer darin, wie wir festlegen, wer zur politischen Basis gehört und wer nicht. Dieser Herausforderung stellen wir uns immer wieder aufs Neue.


[1]  Rosa Luxemburg: Nationalitätenfrage und Autonomie, herausgegeben von Holger Politt, Berlin: Dietz Verlag, 2018, Kapitel 4 und 5, S. 129-184.

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