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ANTIFASCHISTISCH

Faschismus hat in Österreich Tradition: angefangen beim Austrofaschismus der 1930er über die breite Unterstützung des Nationalsozialismus in den Jahren darauf, zu den postnazistischen Arrangements der Nachkriegszeit und den notorischen »Einzelfällen« im sogenannten »Dritten Lager«. Der Faschismus war hierzulande nie verschwunden. Verschwunden war nur seine Massenbasis. Seit einigen Jahren schon erleben wir, wie sich dieses Fundament neu konsolidiert - nicht nur in Österreich. Parallel dazu erfindet sich auch der Faschismus neu. Er gibt sich einen hippen, »neurechten« Look und präsentiert sich als identitär-demokratische Kampagne für Souveränität und »Ethnopluralismus«. Was den Neofaschismus mit seinen historischen Vorgängern verbindet, ist der Hass auf den Wertekanon der Moderne.

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Der historische Faschismus begann seine Karriere als »Revolte gegen die moderne Welt« und als radikale Antithese zu den Prinzipien der französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit, Solidarität. [1] An Stelle von Freiheit propagierte er die Unterwerfung unter Staat und Führer; an Stelle von Gleichheit eine rigide Funktions- und Rassenhierarchie vom überlegenen »Herrenmenschen« bis hinab zum nichtswürdigen »Untermenschen«. Solidarität ersetzte er durch die absolute Priorität der Volksgemeinschaft. Die faschistischen Regime des 20. Jahrhunderts gingen in der Umsetzung dieses Programms unterschiedlich weit. Das Projekt des italienischen Faschismus war die Errichtung eines Herrschaftssystems basierend auf Terror und Sklaverei. Das Projekt des Nationalsozialismus war die Abschaffung der Zivilisation. Dass die politischen Landgewinne gegenwärtiger Faschist*innen – so beunruhigend sie auch seien – nicht unter denselben Maßgaben bewertet werden können wie die Menschheitsverbrechen der Nazis, liegt auf der Hand. Gleichzeitig gilt: »Es ist geschehen, und folglich kann es wieder geschehen.« (Primo Levi).[2]

Nicht nur alle Universitäten im benachbarten Deutschland waren nach der Machtübernahme vom Nationalsozialismus durchdrungen, sondern auch die Universität Wien ab 1938 und zuvor schon seit 1933 durch den Austrofaschismus. Sie war ein Ort, an dem Repression und Verfolgung ebenso stattfanden wie in anderen Institutionen des Landes. Zugleich kommt ihr die besondere Rolle eines Ortes zu, an dem eine selbsternannte intellektuelle Elite jenes menschenverachtendes Verständnis in allen Fachrichtungen wissenschaftlich zu legitimieren versuchte.[3] Dies stellte wiederum die Grundlage für den Faschismus dar. Als Angehörige der Universität Wien sehen wir uns daher in besonderem Maße verpflichtet, jeglichen faschistischen Ideen auf dieser Ebene entschlossen entgegenzutreten.[4]

Antifaschismus steht für die aktive Bekämpfung dieser Gefahr. Eine Politik der Äquidistanz, wie sie viele Konservative und Liberale (aus einem falsch verstandenen Meinungspluralismus heraus) im Umgang mit Faschist*innen praktizieren, ist keine Option. Die Konsequenz aus den Erfahrungen des 20. Jahrhunderts und aus den Faschismusbefunden der Gegenwart kann nicht sein, dass Mensch sich wohlfeil von Faschist*innen »distanziert«. Faschismus ist keine Meinung, sondern eine Kriegserklärung, auf die es nur eine Antwort gibt: ¡No pasarán! (Dolores Ibárruri).[5]

 

[1] Julius Evola: Revolte gegen die moderne Welt, Interlaken: Ansata-Verlag 1982.

[2]

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[4] Für eine vertiefende Darstellung und Beispiele von Verfolgung siehe: Linda Erker: Die Universität Wien im Austrofaschismus.Österreichische Hochschulpolitik 1933 bis 1938, ihre Vorbedingungen und langfristigen Nachwirkungen, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2021.

[5]

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